Zitat:
'Ein Kanu ist nicht zum kentern gemacht. Es wird sinken.'
(Antwort einer künstlichen 'Intelligenz' bei der Suche nach Zubehör im Mai 2025)
Kanufahren ist weder die einzige, noch die wichtigste Freizeitbeschäftigung des Autors. Insofern sind einige, der hier dargestellten Umbauten ursprünglich nicht geplant gewesen. Eine gründliche Vorab-Auswahl des Bootes – anhand der hier und im Buch gegebenen Tipps – wird dringend empfohlen.
Das hier betrachtete Kanu wurde gebraucht in Holstein, nahe Fehmarn, im Frühjahr 2024 gekauft. Es ist für 2 Personen ausgelegt und in Glasfaserbauweise hergestellt.
Erbaut wurde es von einer Bootsbauerin auf Fehmarn (Baujahr und Person unbekannt).
Das Boot ist
Der Kiel eines Bootes ist gewöhnlich um die Querachse gebogen, mit der tiefsten Stelle nahe der Bootsmitte, so dass der Tiefgang an Bug und Heck geringer ist, als in der Bootsmitte. Diese Wölbung heißt Sprung. Bei Booten mit Deck wird ebenfalls der Begriff Sprung für die Deckswölbung benutzt.
Dieses Boot hat einen negativen Sprung, der Bug und das Heck liegen tiefer im Wasser als der Hauptteil des Rumpfes!
Hierdurch bilden sich an Bug und Heck leichte Keilformen aus, die wie Finnen (=Flossen) wirken. Ein Geradeauslauf des Bootes wird hierduch gefördert.
Zitat aus einem Kanu-Forum: 'Wenn ich geradeaus fahren will, dann paddle ich geradeaus.'
Der breite Rumpfteil, der den Hauptauftrieb erzeugt und für die Schwimmstabilität entscheidend ist, liegt aber weniger tief im Wasser – er stabilisiert die Schwimmlage daher weniger. Das Boot ist – besondern unbeladen – wenig schwimmstabil!
Der Bug und das Heck weisen kleine Decks auf, die vor der Montage der Süllbords angebracht wurden. Die Decks sollten wohl die Wasseraufnahme bei Wellengang von vorne oder achtern verhindern...
Die Decks sind jedoch so montiert, dass das Süllbord unterbrochen ist. Auch ziehen die Decks die Bordwand nach innen – es ensteht ein Knick in der Bordwand. Das Ergebnis ist eine Spannungszone im Rumpf, die einen Ermüdungsbruch erzeugen kann.
Schließlich sind zwei Sitzbänke nah an Bug und Heck zu hoch und fest positioniert montiert. Die Bänke wirken als Rumpfstabilisierung, obwohl es
Spanten gibt. Mit
Unmittelbar nach dem Kauf des Bootes wurde die Bordwand an Bug und Heck mit Bohrungen von
Zu einer kurzen Schlaufe geformt, wurden die Seile verspleißt und damit zu Tragegriffen geformt. Die Schlaufen dienen seither als vielfältig nutzbare Befestigungen.
Die Anbringung derartiger 'Griffe' ist eine klare Empfehlung!
Ein Bootstransportwagen muss am Boot verschiebungsfrei und einfach befestigt werden können. Auch kann es sein, dass Ladung gesichert werden muss.
Befestigungspunkte am Rumpf – insbesondere in der Rumpfmitte – sind wünschenswert. Metallene Ösen stellen stets eine Verletzungsgefahr dar, sie sollten vermieden werden.
Ein mehrfach durch die Bordwand (hier direkt am Süllbord) gestecktes Seil bildet Schlaufen, die als Befestigungspunkte dienen können. Eine derartige Konstruktion ist einfach und schnell hergestellt. Aus Schönheitsgründen wurde das Sel verspleißt, ein Kreuzknoten hätte den gleichen Zweck erfüllt.
Am Transportwagen sind die Gurtpositionen markiert, so dass eine Beladung des Wagens mit dem Boot und die Fixierung mittels (in der Länge zugeschnittenen) Spanngurten einfach und schnell erfolgen kann.
Anmerkung: Versuchsweise wurde die Dauer der Ladung des Bootes auf den Wagen, einschließlich der Befestigung des Wagens am Boot, gemessen.
Das Boot wurde am Buggurt angehoben, über den bereitstehenden Transportwagen gehoben und abgesenkt. Die Spanngurte wurden an den vorgesehenen Stellen durch die Seilschlaufen und Rahmenteile des Wagens gesteckt und festgezogen.
Dies dauerte weniger als
Die Sitzbänke waren in
Die Bänke waren für eine stabile Bootslage und damit für eine entspannte Fahrt nicht anwendbar.
Um nicht schon zu Beginn größere Umbauten vorzunehmen, wurden die Bänke mit Ausschnitten versehen. Dies ermöglichte immerhin eine kniende Paddelposition.
Ein Sitzen auf den Restbänken war dann aber nur noch vorsichtig und in Ruhezeiten möglich. Ein Sitzumbau wurde also bereits angedacht...
Da das Deck Kräfte in 3 Dimensionen aufnimmt, der Rumpf im Bereich des Süllbords aber die horizontalen Kräfte quer zur Längsachse des Bootes nicht aufnehmen kann (diese Kombination ist ein Konstruktionsfehler), wurde eine Krafteinleitung in den Decksbereich ergänzt.
Dazu wurden Aluminiumstreifen zur Kraftübertragung mit Epoxidharz zunächst aufgeklebt und dann mit glasfaserverstärktem Polyesterharz vergossen. Hierdurch wurde die Bordwand verbiegungsversteift.
Achtung: Epoxidharz ist in der Verarbeitung extrem giftig – spezielle Schutzhandschuhe sind unbedingt zu tragen!
Das Tragejoch erwies sich gleich anfänglich als störend positioniert, es behinderte die Beladung ebenso, wie es einer dritten Person die Sitzmöglichkeit nahm.
Auch waren Befestigungs- und Tragegurte schon an der Bordwand befestigt, so dass bereits geeignete 'Tragegriffe' vorhanden waren.
Das Joch wurde grob heraus gesägt. Danach wurden mit einer rotierenden Lammellenscheibe (Korngröße 40) die aus vergossenem Polyester gefertigten Befestigungsenden heraus geschliffen. Dabei wurde auch die Farbschicht im Bereich des Spants und der geplanten Auflagezone der Sitzbank abgeschliffen.
Für die Sitzbank wurde ein Glattkantbrett aus Kiefer, der Breite
Das Sitzbrett wurde mit Aussparrungen für den Mittelspant versehen und mit
MS-Polymer
eingepasst. Während dieses Klebevorgangs (Aushärtedauer
Anschließend wurde eine glasfaserverstärkte Polyesterhülse gegossen. Das Sitzbrett liegt aber auch auf den sich nach unten verjüngenden Bordwänden auf.
Abschließend wurde die Bank mit Klarlack vor der Witterung und dem Wasser geschützt.
Der Abstand der Sitzbankoberseite vom Schiffsboden beträgt
So, wie das Tragejoch durch eine Sitzbank ersetzt wurde, wurden auch die vorhandenen, falsch montierten Sitzbänke ersetzt. Dazu wurden die Sitzbänke heraus gesägt und die Befestigungen abgeschliffen. Die neuen Bänke wurden ebenfalls mit einer Sitzhöhe von
Eine Sitzkonstruktion mit höhen- und längsverstellbaren Sitzen erschien für dieses Boot, das nur gelegentlich genutzt wird, zu aufwändig. Die Positionierung der Bänke näher an der auftriebsstärkeren Rumpfmitte war aber zwingend. Die Empfehlung ist jedoch weiterhin eine Einstellbarkeit, passend zur Körpergröße und zur Beladung des Bootes, zumindest in Betracht zu ziehen!
Die Bänke wurden wieder klarlackiert.
Eine Innenlackierung des Bootsrumpfes war dann optisch dringend erforderlich. Die Farbwahl fiel nicht leicht.
Ein kräftiges Gelb (herrgårdsgul) war zunächst angedacht, wurde aber verworfen. Es wäre für ein so kleines und unbedeutendes Boot zu aufdringlich. Ein Blau in Außenfarbe schied aus, um innen und außen optisch unterscheidbar zu halten, etc.. Unscheinbar sollte es sein. Schließlich ergab sich Mausgrau – unter Berücksichtigung der sehr kleinen Farbpalette für die vorgesehene Farbart (Urethanalkyd-Lack von Biltema).
Zwei Lackierungen sind schon erforderlich. Das Mausgrau ist dann aber doch eher Leuchtgrau geworden:
Das Süllbord ist vermutlich aus Zeder (so weit noch erkennbar) als U-Profil der Maße 20 mm x 25 mm (Breite x Höhe) ausgeführt. Die Profilnut ist über die Bordwand gefügt aber nicht gegen Feuchtigkeit geschützt. Auch ist die Leiste nur lackiert, nicht aber gegen eindringendes Wasser an den Fugen abgedichtet.
Süllbordleisten werden üblicherweise mit geeigneten Ölen stark getränkt (Spezialöl oder Leinöl) und so wasserbeständig gemacht und auch elastisch gehalten. Auch werden geeignete Hözer (etwa Esche oder auch Eiche) verwendet.
Im Sommer 2025 riss die verrottete Süllbordleiste an einer zweiten Stelle auf. Bereits beim Kauf war die Steuerbord-Süllbordleiste im Bugbereich aufgespalten.
Die neue Bruchstelle lag dort, wo Linkshänder mit dem Paddel gegen das Süllbord stoßen. Diese Zusatzbelastung war dann wohl zu viel...
Das Süllbord dient bei einem Kanu der Kraftverteilung aller seitlich auf die Bordwand wirkenden Kräfte. Es ist damit statisch bedeutend.
Um eine Nutzbarkeit des Bootes während des Sommers zu gewährleisten, wurde eine temporäre Reparatur vorgenommen. Dazu wurde die Leiste mit MS-Polymer verklebt. Das Polymer haftet auch auf feuchtem Material und ist wasserbeständig. Da Klebeverbindungen aber nicht zugbelastbar sind (und auf die Süllleisten überdies starke Kräfte wirken), wurde eine Schräg-Verdübelung der Reparaturstelle vorgenommen.
Schließlich wurde eine glasfaserverstärkte Polyesterschicht aufgebracht.
Dies ist natürlich eine Pfuschreparatur, die aber zum gepfuschten Süllbord passt. Merke: Wenn es schon fehlerhafte Konstruktionen gibt, dann darf hier auch gepfuscht werden.
Diese Reparatur muss nur den Rest des Sommers und ohne besondere Belastungen überstehen. Eine geplante Sommertour fiel zwar nicht ins Wasser, wurde aber zu einer Luftnummer, sie fand nicht statt.
Ein Austausch des Süllbords ist in Planung (vgl.: Ein lesenswerter Beitrag zu einem aufwändigen Süllbordbau: Süllrand Eigenbau)
Viel Spaß wünscht
GUSTAV
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